Wolkenschiffe in Pforta

Noch einmal kommt Schnee gefahren
mit den schweren Wolkenschiffen.
Wieder wie in allen Jahren
werden wir vom Frost geschliffen.

Nun endlich sind die Wolkenschiffe auch in Pforta vorbeigefahren und haben, ganz nach der Erzählung der Eva Strittmatter endlich ihren Schnee abgeladen. Sicher, Strittmatter beschreibt in ihren Versen eine ganz andere Situation, spricht vom Unrecht, das der Welt durch den Frost zuteil wird. Dennoch muss ich immer an diese Verse denken und natürlich besonders an die Vertonung durch Jürgen Golle.

Es ist ein Trauerspiel, dass so viele Schüler diese Schneetage nicht erleben werden. Denn liegt auch ein besonderer Zauber in Pforta, wird er durch den Schnee so lebendig wie nie zuvor. Ich kann mich noch an den ersten Schnee meiner Pfortazeit erinnern, an die kalte Winternacht und das offene Fenster im Bad meines Internats. An das mattgelbe Licht der Straßenlaternen die den Parkplatz der Stiftung beleuchteten – und an die dicken weißen Flocken die erst in diesem Licht real zu werden und geradewegs aus der Dunkelheit der Nacht und nicht aus den Wolken zu kommen schienen

Nun liegt er hier und wie ich durch den dicken Schnee stapfe, spüre ich das wunderbare Knirschen unter meinem Tritt, das wie ein steter begleiter an meiner Seite die Stille bricht. Der Winter ist da – hat lang auf sich warten lassen, doch nun ist er da. Ich schaue in den grauen Äther auf die schweren Wolkenschiffe und lasse vom Frost mich schleifen.

Welch ein Schweben aus Kristallen,
welch ein schwereloses Fallen,
wie, wenn kein Gewicht mehr gilt.
Daunenflocken, Flockendaunen
und ich gehe voll erstaunen
vor dem ewig jungen Bild.

(Aus: Beim ersten Schnee; Max Zimmering (1909-1973) )

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